Wieder einmal geht es zusammen mit tollen Fotografen in ein atemberaubendes Land. Diesmal Norwegen und das gleich eine ganze Woche. Unser Job ist es zwei Fahrradrennen in Bildern festzuhalten. Zuerst das Nordsjørittet in der Gegend um Stavanger, im Süden Norwegens und danach das Styrkeprøven, welches ein regelrechter Gewaltmarsch von Trondheim bis nach Oslo darstellt. Das beste daran war die Woche, welche wir zwischen beiden Events frei hatten und wir uns entspannt durch das Land der endlosen Wasserfälle bewegen konnten.
Die Fahrt ging in Chemnitz los. Gemeinsam im Auto ging es bis nach Hannover, wo noch zwei Mädels aus Aachen zustiegen und gemeinsam fuhren wir nach Hirtshals im Norden von Dänemark, auf einen tollen, kleinen Campingplatz, wo schon mehrere Bungalows auf uns warteten. Dort angekommen haben wir den Abend gemeinsam am Grill ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen ging die Fähre nach Norwegen, angelegt haben wir in Kristiansand und wurden umgehend von einem sehr zutraulichen Drogenspürhund begrüßt. Nach mehreren Stunden trafen wir in der Nähe von Egersund in unserer ersten Unterkunft an. Ein kleines Haus am Stadtrand. Dort verbrachten wir die Tage um das erste Event. Es war ein nettes Mountainbikerennen, die Leute waren freundlich und gut gelaunt, das Wetter war auf unserer Seite und ich für meinen Teil konnte mich im See neben meinem Spot zwischendurch herrlich abkühlen. Nach dem Event entspannten wir noch einen Abend in unserer Herberge um ums am nächsten Morgen auf den Weg zu unserer Zwischenunterkunft zu machen.
Hier in Norwegen trifft der Spruch “Der Weg ist das Ziel” absolut zu! Hinter jeder Kurve lauert ein spektakuläres Panorama, ein reißender Fluss, der Blick auf riesige Gletscher oder imposante Wasserfälle. Im Stop and Go ging es also stundenlang vorwärts, bis wir schlussendlich in Heggenes, wo sich unsere Unterkunft befand, eintrafen. Ein geniales Haus, mit Blick über ein schier endloses Tal voller Wiesen und Wälder. Desöfteren sollten wir von unserer Veranda aus einen Elch beobachten können. Etliche Schlafzimmer, große Wohnzimmer und, ganz in norwegischer Manier, eine kleine Sauna. Das sollte also unser Heim für die nächsten Tage sein.
Das Haus diente uns als Ausgangspunkt für diverse Trips, wie zum Beispiel zum Jotunheimen Nationalpark und zu vielen anderen gigantischen Orten im Herzen Norwegens. Das genialste Erlebnis war, als sich ein Teil von uns entschied im norwegischen Hochland eine Nacht die Zelte aufzuschlagen. Mit Sack und Pack sind wir vom Parkplatz aus auf eine recht karge Ebene gelaufen, wo wir unser Camp aufschlugen. Die Landschaft und der Ausblick war genial, neben den Zelten waren auch schnell ein zwei Kameras aufgebaut um den aufgehenden Mond und die vorüberziehenden Wolken in einer Timelapse einzufangen. Andere haben bereits den Grill angeworfen und das Essen zubereitet. Die Mehrheit hatte sich für Hähnchenburger entschieden, was mir nicht unrecht war. Während alle beim Essen saßen und nachdem ich meinen ersten Burger verdrückt hatte, wollte ich auf einen benachbarten Hügel kraxeln um das Camp von oben mit Blick über das Tal zu fotografieren, zum Glück hatte ich damals noch keine Drohne, sonst hätte ich folgende Entdeckung wohl nie gehabt.
Ich schoss ein Bild vom Camp, schaute mich noch einmal um, bevor ich wieder absteigen wollte und was sehe ich in der Entfernung ? Rehe? Hirsche ? Die Zoomfunktion der Kamera schaffte schnell Klarheit. Rentiere! Mein Puls schoss in die Höhe. Ich rannte zurück zum Camp, so leise wie möglich, wechselte vom Weitwinkel auf das Nikkor 200-500, welches glücklicherweise ein Freund dabei hatte und ich winkte die anderen herbei, gemeinsam ging es zurück zu den Tieren und aus drei, vier einzelnen wurde schnell eine ganze Herde. Nach einigen Fotos und der anfänglichen Aufregung zog es die anderen wieder zurück zum Feuer und zum Essen, aber ich konnte einfach nicht ans Essen denken. Noch nie hatte ich Rentiere gesehen und jetzt gleich eine ganze Herde? In freie Wildbahn ? Die nächsten drei Stunden folgte ich den Tieren und wurde damit in den Bann der Tierfotografie gezogen. Gegen zwei Uhr Nachts lag ich im Schlafsack, aber die Ruhe hielt nicht lang an. Ein paar mal habe ich mich gewälzt und kurzzeitig geschlafen, aber schon 04:15 war ich wieder hellwach und entschlossen noch einmal mein Glück mit den Tieren zu versuchen. Das Teleobjektiv war noch an meiner Nikon D3S, neben mir. Ich zog mich an, nahm die Kamera und machte mich auf den Weg. Es regnete leicht, aber die Sonnenstrahlen wärmten und strahlten herrlich auf die benachbarten Berge. Nach einer guten Stunde hatte ich tatsächlich noch einmal Erfolg. Die Herde kam von einen gegenüberliegenden Berg herrangeprescht, überquerte den Fluss und eh ich es mich versah, war ich wieder voll im Adrenalinrausch.
Die Tage vergingen und am Donnerstag trennte sich das Team in zwei Gruppen, ein paar Leute fuhren weiter in den Süden Richtung Lillehammer und Oslo, die anderen Richtung Trondheim. Ich gehörte zu der Trondheim-Crew. Auf etwa halben Weg war unsere Unterkunft. Zwei kleine Holzhütten am Waldrand. Dort konnten wir eine Nacht verbringen, bevor am nächsten Tag das Event starten sollte. Doch zusammen mit zwei anderen Fotografen fasste ich den Plan, die Gelegenheit zu nutzen und uns die Atlantikstraße in der Nähe von Kristiansund anzusehen. Das bedeutete zwar insgesamt fünf Stunden Fahrt, aber es war die Reise allemal wert.
Die nächsten Tage waren einfach nur anstrengend. Cool und einzigartig, aber verdammt anstrengend. Mit wenig Schlaf begaben wir uns zu unseren Spots. Der ein oder andere musste noch eine ganze Weile warten bis der erste Sportler vorbei kam, aber irgendwann kamen sie und als die ersten paar Fahrer durch waren nahm es gefühlt kein Ende mehr. Auf einer Strecke von über 500km sind die Abstände zwischen den einzelnen Fahrern natürlich recht groß und so musste man nicht selten 10-20 Minuten auf die nächsten Teilnehmer warten. Nach vielen, vielen Stunden und dem Besuch eines Fuchses an meinem Zelt, waren alle Teilnehmer bei mir durch. Nach und nach wurden die Fotografen von Trondheim aus eingesammelt und gemeinsam machte sich unser Team auf den Weg Richtung Lillehammer und Oslo, um die anderen Fotografen zu unterstützen und uns auszuruhen. Auf der Fahrt dort hin sind viele geniale Bilder entstanden, da wir natürlich wieder an allen Fahrradfahrern vorbeifahren mussten. Das Rennen fand schließlich auf öffentlichen, ungesperrten Bundesstraßen statt.
Als das Event am nächsten Tag endlich vorbei war, atmeten alle erleichtert auf. Es war geschafft. Mein bis dahin anstrengendstes Rennen war vorbei und so leider auch unser Aufenthalt in Norwegen. Eines kann man aber mit Gewissheit sagen. Norwegen, wir sehen uns wieder.