“Hallo Christian, hast du übernächstes Wochenende schon etwas vor?” So hat es angefangen, das kleine Abenteuer am anderen Ende der Welt.
Sportograf, diesem Unternehmen habe ich mittlerweile so einige Events in ganz Europa zu verdanke. Ob Norwegen, Schottland, Schweiz, dieses Jahr bin ich wirklich schon ein bisschen rumgekommen, aber das ich Anfang September gefragt werde ob ich an meinem Geburtstagswochenende Lust hätte auf die Insel Panay in Mitten der Philippinen zu fliegen, hätte ich nicht gedacht. Natürlich hätte ich an meinem Geburtstagswochenende, wo auch meine Freundin Geburtstag hat, gern zuhause gefeiert, aber wann bekommt man nochmal die Möglichkeit als einer von drei Fotografen aus Deutschland auf die Philippinen zum GFNY – Grand Fondo – New York (einem internationalen Fahrradrennen) fliegen zu dürfen. Für mich war das nicht nur ein normales Angebot, sondern schon eine Ehre. Klar würde es viel Stress bedeuten, aber das war es mir wert!
Der Flug ging ab Frankfurt, jahrelang war ich nicht mehr an diesem Flughafen, wir sind von einer Kontrolle in die Nächste und wie jedes mal durften wir auch diesmal wieder unsere Rucksäcke öffnen. Bei René’s Tasche wurden Sprengstoffrückstände gefunden. Am Ende waren es nur zwei Blitze für die Kamera, aber wir hatten ja Zeit und die Beamten am Flughafen waren sehr nett, somit war das kein Problem.
Nach einer halben Ewigkeit und einem kleinen Zwischenstop in Bahrain sind wir in Manila gelandet. Die Flugzeugtür geht auf und *urgh* was war das für eine Luft?! Bis heute habe ich noch keinen Vergleich gefunden, wie man diesen Duft beschreiben könnte. Nichts desto trotz, es ging erstmal durch ein paar Sicherheitskontrollen und dann warteten wir auf unseren Anschlussflug. Nach ein paar Stunden in einem kleinen, vollgestopften Raum ging ein Shuttle zum eigentlichen Terminal, die Koffer wurden professionell im Bus bis zur Decke gestapelt und auf ging die wilde Fahrt. Am Terminal angekommen ging es zum nächsten Security Check und diesmal hat René sein Feuerzeug eingebüßt, was er erfolgreich durch alle vorherigen Kontrollen schmuggeln konnte.
Wieder ein paar Stunden später ging dann unser Flieger von AirAsia von Manila nach Iloilo. Dort angekommen stellten wir fest das uns der nicht sehr angenehme Geruch aus Manila gefolgt ist. So jetzt nur noch schnell ins Taxi was auf uns wartet und dann endlich ins Hotel. Eine Stunde später und ein paar Anrufe, war das Taxi dann auch wirklich da und wir fuhren in unser recht gemütliches Hotel.
Kurz umgezogen, Kamera geschnappt und auf ging es in die Stadt. Es war zwar dunkel und wir hatten keine Ahnung wo es lang ging, aber jeder von uns dreien hatte Lust zu reisen. Lust darauf Land und Leute kennenzulernen und wir hatten ja nur ein verlängertes Wochenende, also musste jede freie Minute genutzt werden. Also einmal die Hauptstraße entlang, einmal rechts, dann links. “Oh das sieht interessant aus.” Ein Blick auf das Handy. “In die Richtung geht es zum Fluss.” Wir machten uns also auf den Weg. Die Gassen wurden kleiner und dunkler. Es brannten kaum Lichter, nur durch manche Fenster konnte man einen Fernseher flimmern sehen und nicht selten war ein Schuppen gleichzeitig ein “InternetCafé”. Nach einer Weile waren wir dann am Wasser. Es war stockdunkel und wir haben nicht viel gesehen, aber für ein paar Fotos hat es gereicht. Natürlich nur aus der Hand, ein Stativ wollte keiner von uns gleich am ersten Tag mitschleppen.
Als wir zurück auf einer etwas größeren Nebenstraße waren, kamen wir mit ein paar Einheimischen ins Gespräch, welche uns warnten nicht in die Richtung zu gehen, aus welcher wir kamen und auch auf keinen Fall den Gassen bis zum Wasser zu folgen, da es eine sehr gefährliche Gegend wäre. Nunja, dass konnten wir nicht bestätigen; Glück gehabt.
Am nächsten Morgen war Freitag. Zwei Tage vor dem Event. Für uns hieß das Streckenbesichtigung. Es gab ein 50km und einen 100km Kurs und wir wollten die besten Spots auf der Strecke finden. Wir hatten den ganzen Tag einen Fahrer, mit welchem wir die Route abgefahren sind. Unterwegs haben wir an einer sehr gepflegten Farm gehalten und hatten ein tolles Mittagessen, hier konnte man auch viele einheimische Früchte kaufen, wo Peter (der andere Fotograf) direkt zugeschlagen hat. “Ein Kilo Lychees bitte!” Nachmittags haben René und ich die Taktik für’s das Wochenende geplant. Etwas was mir viel Spaß macht. Gerade bei kleineren Events ist das gemeinsame Planen eine tolle Sache. Jeder kann seine Ideen einfließen lassen und am Ende kommt meist ein solider Plan raus welcher allen zusagt, dies ist bei sehr großen Events natürlich nicht immer der Fall, da ist alles etwas “strenger”, was aber natürlich notwendig ist. Bei dreißig Fotografen kann man es niemals jeden recht machen, aber zurück zum Thema, kleine Events sind toll! Mittlerweile hatten wir auch entdeckt das im Innenhof unseres Hotels ein winziges “Restaurant” mit einheimischen Gerichten zu garnicht soo touristischen Preisen, gab. Dort verbrachten wir die Taktikbesprechung und fortan auch fast jeden Abend.
Eine Nacht später, hieß es früh aufstehen. 07:30 sollten wir uns mit den Veranstaltern treffen um noch einmal einen Teil der Strecke anzuschauen, da sich wohl ein paar Feinheiten geändert hätten, bzw. wir auf bestimmte Sachen achten sollten. Am Vorabend sind wir in unserer neugefundenen Stammkneipe etwas versackt und dementsprechend waren wir früh im zügigen Gang zum Treffpunkt geeilt, zum Frühstück hatten wir keine Zeit. 07:32 waren wir da. Kein Veranstalter weit und breit. “Sind sie jetzt echt schon los?” Wir riefen an. Niemand meldete sich. Was sollten wir machen, wir konnten nur warten und das taten wir. 1,5 Stunden später um 09:00 kamen sie. Ein wenig verspätet, “Sorry”. Naja, nichts für ungut wir waren ja auch erst 07:32 hier.
Nachmittags war die Expo vom Veranstalter, eine kleine Ausstellung, bzw. einfach der Tag vorm Rennen wo alles organisatorische geregelt wurde. Diese Expo begleiteten wir mit und fotografierten die euphorischen Sportler in ihren, neuerworbenen Trikots und ihren Bikes. Am Abend feierten wir ein klein wenig meinen Geburtstag, ich telefonierte nach Hause und an diesem Tag gingen wir bei Zeiten ins Bett.
Der Eventtag war genial. Jeder von uns hatte mehrere Spots, wir hatten einen tollen Plan auf die Beine gestellt, es hat unglaublich viel Spaß gemacht, auch wenn es ein wirklich anstrengender Tag war. Früh am Morgen ging es relativ entspannt los, die Fahrer haben sich langsam aufgestellt und ich hatte die Erlaubnis mit der Drohne über die Stadt zu fliegen. Ein tolles Gefühl! Danach ging es los, jeder von uns hatte einen Motorradfahrer des ansässigen Chapters gechartert und wir saßen mal in Fahrtrichtung mal Rücklings auf den Maschinen und fotografierten die Teilnehmer des Rennens. Zwischendurch haben wir immer mal angehalten um die Fahrer an festgelegten Punkten mit besonderen Wahrzeichen, oder einfach an günstigen Stellen zu fotografieren. Nach ca. 10h auf den Beinen war der letzte Fahrer im Ziel. Für René und mich hieß es, Bilder sortieren, Best-of erstellen und dann ab zum Flughafen, wir mussten am Eventtag noch nach Manila fliegen, da der Rückflug in Richtung Deutschland schon am Montag morgen ging. Schade eigentlich, aber leider hatten wir keine Zeit länger zu bleiben.
In Manila hatten wir noch ein kleines Abenteuer, da wir an einen anderen Terminal angekommen sind. Von dort sind wir eine gute Stunde durch die Nacht bis zu unserem “Hotel” gelaufen. Durch die finstersten Ecken Manilas. Ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass ich in meinem Leben nie wieder dort entlang laufen werde und genau das ist einfach das besondere an meiner Arbeit, insbesondere wenn ich für Sportograf unterwegs bin. Es ist einfach immer ein Abenteuer, egal ob es manchmal total idyllisch und wunderbar, oder auch völlig irre und am Rand des Zumutbaren ist, es ist immer ein unvergessliches Erlebnis. Natürlich hätte ich mich gefreut wenn wir am Hotel angekommen wären und es auch wirklich aufgehabt hätte, wir nicht einen Polizisten und später einen Taxifahrer unser letztes Geld geben hätten müssen und auch auf die zehn Stunden warten am Flughafen hätte ich verzichten können, aber am Ende war alles in Allem auf jeden Fall die Reise wert!